Tag 18
Gemeinsam mit Tine Langenbeck von der Erbacher Hundeschule sowie einer Praktikantin ging es am Nachmittag mit Guapa auf Tour. Von Anbeginn zeigte sich die Schöne irritiert und unsicher ob der "Mitläuferinnen", verhielt sich während der gesamten Zeit ihr Geschäft, dennoch waren mir die Beobachtung, Beratung und Einschätzung durch eine kompetente Person sehr wichtig. Die gute Nachricht zuerst: Guapa ist durchaus therapier- und zivilisierbar. Mit viel Geduld wird sie angstfrei ihr Leben genießen können, skeptisch gegenüber jedem Zweibeiner (uns ausgenommen) darf sie gern bleiben.
Tine Langenbeck fiel der häufige Blickkontakt auf, den Guapa zu mir sucht und der mir in dieser Form nicht bewußt war. Sie deutet dies als Vertrauensbeweis, worüber ich mich freue. In Guapas ruhlosem "Weitwinkelblick" vermutete ich Angst vor allem und jedem, doch auch hier wurde ich auf eine neue Sichtweise gebracht - der Schönen Neugier! Natürlich muß sie ihre Umwelt erforschen und auch, wenn Hundeaugen gegenüber Nase oder Ohren hinten anstehen, so nehmen sie wahr und schaffen ein Abbild für Wiedererkennung gefahrloser Bilder und Silhouetten im Gegenlicht, natürlich auch für manch wilden (Jagd-)Traum auf dem heimischen Ruhepolster.
In der Problematik unliebsamer Begegnungen sind wir ebenso einen Schritt weiter. Wir haben sozusagen den Bogen raus, denn diesen gebührlichen Abstand genehmigen wir uns zukünftig in ganz heiklen Situationen, wobei Guapa vorerst allein die Distanz bestimmt. Primär allerdings versuchen wir, der Herausforderung zu begegnen, wobei ich in solch einem Fall als "Schutzwall" fungiere und die Schöne nah bei mir führe.
Dank Tine Langenbeck habe ich eine weitere Erkenntnis gewonnen, welche ich wie folgt umschreiben möchte: Rückschritte können auch Fortschritte sein! Um dies an einem Beispiel zu verdeutlichen: Der auf hohem Roß hinter uns befindliche Reiter, der Jogger mit seinem Hund, die schnell herannahende Wandergruppe, sie dürfen nicht mehr als Verfolger wahrgenommen werden. In solch einem Fall ist die 180°-Umkehr eine Möglichkeit, das dadurch ausgelöste Entgegenkommen, selbst die Konfrontation. Die Variante des Ausweichens in angemessenem Bogen bietet zudem eine Alternative. Vermieden werden in jedem Fall die Flucht weg von der Bedrohung im Sinne des Davonlaufens sowie die Gefahr einer absolut unkontrollierbaren Reaktion Guapas.
Sichtweisen sind mannigfaltig und oftmals ergibt sich natürlich der direkte (und anfangs vermiedene) Augenkontakt zwischen Mensch und Hund. Tine Langenbeck mißt diesem eine positive Bedeutung zu, solange damit auch eine positive Erfahrung einhergeht. Zu einem entsprechenden Training werde ich später noch Ausführungen machen. Eine andere Tine aber, nämlich Christine, das wirklich kluge "Frauchen", wies mich auf einen sehr wichtigen Umstand hin: Das breite Lachen in das Gesicht eines Hundes zeigt Zähne und wirkt dadurch bewußtseinsverkehrt bedrohlich. Ein Lächeln aber spricht oft Bände.
Ach ja, ich möchte betonen, daß Guapa sich geschäftlich noch austoben konnte während eines Spaziergangs nach dem Spaziergang. Gleichso freue ich mich über die dieses Blog inzwischen so reichhaltig tangierenden Zweibeiner - Kommentare sind jederzeit gern gesehen, denn sie dienen Kommunikation und wechselseitiger Hilfe! Eben ein Blog. Guapas Blog.