Tag 20
Am gestrigen und heutigen Tag testeten wir das neue Training "Rückschritte können auch Fortschritte sein" zur Angstbewältigung an Entgegenkommern wie Verfolgern - mit wirksamem und nachhaltigem Ergebnis!
Situation 1: Eine Frau mit Nordic-Walking-Stöcken kreuzt in forschem Schritt den Weg am Feldrain. Guapa bleibt deutlich hinter mir und ich spüre ihre Blockade am Spannen der Laufleine. Also warten wir und lassen die "Bedrohung" an uns vorüberziehen. In kurzem Abstand schließen wir uns der Frau auf gleichem Wege an und Guapa erhält ein dickes Lob.
Situation 2: Frontal in etwa 30 Metern Entfernung nähern sich zwei laut diskutierende Fahradfahrer. Sie nehmen die ganze Breite des Waldweges ein. Wieder spüre ich nur über Guapas Leine die Reaktion der Schönen. Sie möchte ausweichen. Hier wählen wir in etwa fünf Metern Abstand einen Halbbogen um die auf gleicher Höhe befindlichen Radler. Zurück auf dem geebneten Weg erhält die Hündin erneut ein langezogenes "Feiiiiin, so feiiiiin" (die Quietsche-Entchen-Sprache dürfen Männer in der Einsamkeit der Wälder ab und an doch benutzen)!
Situation 3: Fast unglaublich, aber Realität - genau das junge Ehepaar mit Kinderwagen, vor dem Guapa so abrupt aus dem Brustgeschirr entwich und die Flucht ergriff, verfolgt uns nach einer Weggabelung in ähnlicher Gegenlichtsituation auf Grund der Abendsonne. Der Schönen sich steigernden Vorwärtsdrang stoppe ich durch ein "Guapa - Steh!". Ruhig machen wir kehrt und sehen der "Gefahr" ins Auge. In einem Halbkreis von sicher nur noch zwei Metern umrunden wir die Personen und schließen uns diesen - nach neuerlichem Lob - auf etwa zehn Metern Distanz wieder an.
Drei markante einer ganzen Reihe weiterer gemeisterter Begegnungen haben uns völlig streß- und angstfrei Situationen erleben lassen, die vor kurzem noch zur Panik gereicht hätten. Die nach der jeweiligen Situation fast auf dem Fuße folgende entspannte Körperhaltung Guapas symbolisierte um so mehr eine gute Arbeit, die man nur in Gemeinsamkeit erbringen kann. Vertrauen gegen Vertrauen.
Wichtig war mir in jedem Fall der Umgang mit den auf uns treffenden Personen. Alle wurden freundlich gegrüßt, die Frau mit den Wanderstöcken fragte kurz nach dem Befinden Biancos, die Radfahrer erwiderten das "Hallo", das junge Pärchen zeigte sich besorgt und fast schuldig nach dem Erlebnis vor zwei Wochen. Selbst mit dem holzstapelnden Waldarbeiter, mit der Frau, die von einem stürmischen Dalmatiner spazieren geführt wurde, dem Traktorfahrer, der wegen uns anhielt, suchte ich ein kurzes Gespräch. Frei nach Johann Gottfried Seume: "... böse Menschen haben keine Lieder."