Tag 5
Guapas neue Errungenschaften:
♥ ein umrandetes, weiches Bett
♥ eine fünf Meter lange Laufleine
Ein entspannter wie entspannender Spaziergang über eineinhalb Stunden war dies am heutigen, späten Nachmittag. Die Frühjahrssonne schien noch immer warm, als wir über die Wiesen loszogen. Guapa gab sich sehr gelöst an der langen Leine, wagte sich auf die Felder neben den Wegen, erstöberte ein Mauseloch, dessen Bewohner allerdings mit dem Schrecken davonkamen.
Die erste Trainingseinheit zog sich über den gesamten Spaziergang hin: das Hinter-ihr-Laufen. Die lange Leine ermöglichte eine größere Distanz zwischen uns und über eine jeweilige Strecke von zehn bis fünfzehn Metern akzeptierte die Schöne in ihrem federnden Gang bei entspannter Rute einen auf den Pfoten Folgenden. Lautere Schritte oder schlurfende Geräusche ließen sie zwar stehenbleiben (nicht ängstlich zusammenschrecken), doch mit der erzielten Grundlage bin ich sehr zufrieden. Selbstverständlich wird dies nun zu unserem Alltagsprogramm gehören.
Der Rückweg, welchen ich erneut über den Brudergrund nahm (um damit eventuelle "Gefahrensituationen" einzuschließen) hielt zwei neue Lernziele bereit. Die Kommandos "GUAPA STEH" als klare Ansage und "WEITER" als freudige Aufforderung. Allerdings war meine Schülerin dem Herrn Oberlehrer deutlich überlegen. Auf das Wort "Guapa" hob sie ihren Kopf, auf das Wort "Steh" blieb sie stehen, setzte noch eins drauf, indem sie so lange verharrte, wie ich das voraussetzte (jedoch schon fast als unangemessen hielt) und nahm es als ganz selbstverständlich hin, dass solcherlei Kommandos auf drei Metern Wegstrecke eben auch drei Mal zu befolgen sind.
Da ich mit meinem Latein am Ende war, pausierten wir an einem Baumstamm und lauschten den Klängen des erwachenden Frühlings. Guapa genoß Streicheleinheiten und schloß genießerisch ab und an die Augen.
Wie schön sie doch ist, wie samtweich, wie feminin. In der Konstellation zum Körper ist ihre Pfote eine Pranke, dennoch lässt sie diese so zart anheben, als sei es eine Geste der Zuneigung.
Auf dieser abendsonnendurchfluteten Waldlichtung drängen sie sich auf die Fragen. Wo hast du gelebt? In welchem Unterschlupf, unter welch erbärmlichen Bedingungen hast du deine Welpen großgezogen? Wie sorgtest du für Nahrung? Wie oft wurdest du verjagt, gedemütigt? Und dann schauen sie mich an, diese rehbraunen Augen und sagen: "Hör auf damit!"...
Den Rest des Weges spielten wir fast ein Spiel an Wegkreuzungen. LINKS, RECHTS und GERADEAUS waren die Kommandos. Endlich eine tatsächliche Herausforderung, die man später ausbauen könnte in halblinks oder schrägrechts, westsüdwest oder ostnordost.
Auch, wenn man Guapa noch immer wortreich animieren muss, den kleinen Schritt vor die Tür zu setzen, so lebt sie doch auf in kleinen Schritten. Drinnen wie draußen.